Fichte

Gemeine Fichte – Picea abies

Rotfichte, Rottanne

Weil sie selbst im Winter ihre Nadeln nicht verlieren und mehrere hundert Jahre alt werden können, vermitteln uns Fichten und Tannen ein Gefühl unerschütterlicher Beständigkeit. Ihre harzigen Düfte sind uns von Kindertagen an vertraut und nach jedem Waldspaziergang stellt sich ein Gefühl von wohltuender Erdverbundenheit ein. Inzwischen gibt es dafür sogar wissenschaftliche Beweise. Japanische Forscher stellten in einer Studie fest, dass lange Waldspaziergänge Blutdruck, Puls und den Stresspegel senken. Außerdem werde die körpereigene Abwehr aktiviert. Mehr dazu hier

Standort
Die Fichte gehört zur Familie der Pinaceae – Kieferngewächse und besiedelt naturgemäß die niederschlagreichen, mittleren bis höheren Lagen der Mittelgebirge und des Alpenraumes. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Fichte vermehrt angepflanzt, da sie als schnellwachsender Baum einen guten Holzlieferanten darstellt. Heute weiß man, dass diese Monokulturen sehr anfällig sind für Windwurf, Schädlinge und Krankheiten.

Sammelgut
Fichtenspitzen
Fichtenharz
Zapfen

Hinweis! Der Baum produziert Harz um seine eigenen Wunden vor Insekten und Bakterien zu schützen. Daher sollte man beim Sammeln behutsam vorgehen und das Harz vorsichtig vom Baum entfernen, ohne den Baum zu verletzen oder bereits „verklebte“ Wunden wieder aufzureißen. Auch beim Sammeln von Fichtenspitzen sollte man Rücksicht nehmen auf den Baum und nicht an jungen Fichten sammeln. Schon gar nicht die vorderen und oberen Treibspitzen, wo der Baum wachsen möchte. Besser sammelt man an bereits großen, „ausgewachsenen“ Fichten.

Verwechslungsgefahr: Mit der stark giftigen Eibe. Wer Tee oder Sirup aus Fichtennadeln herstellen möchte, sollte über genügend botanische Kenntnisse verfügen, um eine Verwechslung mit Giftpflanzen wie z.B. der Eibe sicher ausschließen zu können. 

Sammelzeit
Fichtenspitzen: Mai – Juni
Fichtenharz: November – Februar

Verwendung
Aus den jungen, weichen Triebspitzen lässt sich ein leckerer Fichtenspitzensirup herstellen, der hervorragend als Süßungsmittel in Kräutertee schmeckt. Außerdem lässt sich mit Ihnen ein außergewöhnlicher Frischkäseaufstrich zubereiten. In Schokolade getauchte junge Fichtenspitzen sind eine leckere und gut aussehende Dekoration für Kuchen und Desserts.
In der kalten Jahreszeit gesammeltes Harz lässt sich zu einer duftenden Harzsalbe verarbeiten oder auch für Räucherzeremonien nutzen.

Rezepte
Fichtenspitzensirup
Fichtenspitzen-Frischkäse
Fichtenharzbalsam
Lippenbalsam
Fichtennadel-Erkältungsbad
Räucherwerk

Beschreibung
Zu erkennen ist die Fichte an ihrer rötlichen Rinden und den 4-kantigen spitzen Nadeln, welche rings um den Zweig herum stehen. Daher wird sie fälschlicher Weise auch als Rottanne bezeichnet. Zupft man eine Nadel vorsichtig ab, bleibt ein kleines Fähnchen stehen (siehe hier https://www.baumkunde.de/Picea_abies/). Die reifen Zapfen hängen herab und fallen später als Ganzes ab. Ein guter Merksatz lautet außerdem:
„Die Fichte sticht, die Tanne nicht.“

Inhaltstoffe/ Volksheilkunde
Frische Fichtenspitzen enthalten ätherisches Öl, Gerbstoffe und Flavonoide. Fichtennadelöl besteht aus Monoterpenen, hauptsächlich aus Bornylacetat, Borneol, alpha- und beta-Pinen, Phellandren, Myrcen und Camphen.

Medizinisch genutzt werden die Treibspitzen, die Nadeln und das Öl daraus. Die Wirkstoffe wirken antimikrobiell und fördern das Abhusten von Schleimen bei Erkältungskrankheiten und Katarrhen der Luftwege. Äußerlich angewandt hilft das Öl bei Durchblutungsstörungen, Rheuma und Neuralgien. Fichtenöl ist z.B. ein Bestandteil des Franzbranntweins ((Hensel Dr., Wolfgang: Welche Heilpflanze ist das?, Kosmos Naturführer, Franckh- Kosmos Verlags GmbH und Co. KG, Stuttgart, 2007, S. 215).

Die Kommission E hat sowohl frische Fichtenspitzen als auch das Fichtennadelöl bewertet und beschreibt dafür identische Anwendungsgebiete: innerlich bei Erkältungskrankheiten der Luftwege; äußerlich zur Behandlung rheumatischer Beschwerden (Wärmetherapie) und bei Nervenschmerzen. Frische Fichtenspitzen und Fichtennadelöl erhielten bisher keine Einstufung als traditionelles Arzneimittel im Sinne des § 39a AMG (siehe http://www.arzneipflanzenlexikon.info/fichte.php)

Achtung! Bäder nicht anwenden bei verletzter Haut, Herzinsuffizienz, entzündlichen Hautkrankheiten, Fieber und hohem Blutdruck. Fichtennadelöl nicht anwenden bei Keuchhusten und Bronchialasthma. Außerdem nie im Bereich der Augen. Nie bei Säuglingen und Kleinkindern bis zu 2 Jahren: Hier besteht die Gefahr von Glottiskrampf oder Atemstillstand (Laryngospasmus). Daher vor allem nie im Gesicht auftragen.

Halten Sie sich beim der Verwendung von Fichtennadelpräparaten also unbedingt an die Packungshinweise und wenden Sie sich vorher an Ihren Arzt oder Apotheker.